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15.09.2021

Klimawandel und Starkregen in Deutschland: KLIK green Kliniken von Flutkatastrophe betroffen


Foto 2 und 3: Roland Monreal

Extreme Starkregenfälle lösten am 14. Juli 2021 verheerende Überschwemmungen an Flüssen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz aus. Viele Gemeinden, insbesondere im Ahrtal, wurden verwüstet. In Rheinland-Pfalz kamen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe 134 Menschen ums Leben.

 

Die Knappschafts-Klinik Bad Neuenahr liegt mitten im Ahrtal. Schon im Oktober 2019 trat die Reha-Klinik dem KLIK green Netzwerk bei. Von den schweren Schäden, die im Kurort Bad Neuenahr-Ahrweiler durch die Flutkatastrophe entstanden, blieb leider auch die Klinik nicht verschont. Die 161-Betten-Einrichtung schließt bis auf weiteres und ist nur sehr eingeschränkt telefonisch erreichbar. Auf der Klinikwebsite stehen genauere Informationen zur Verfügung.

 

Die Region erlebte nicht die erste Überflutung. Allerdings erreichte die sonst eher beschauliche Ahr mehr als den doppelten Wasserstand im Vergleich zum historischen Höchststand im Juni 2016. Schätzungen der Hochwasserzentrale zufolge, maß die Flutwelle im Juli 2021 bis zu sieben Meter. Nur wenige Gehminuten vom Ufer entfernt, befindet sich die Knappschafts-Klinik vor den Toren der Innenstadt. Klimamanager Roland Monreal ließ uns einige private Aufnahmen zukommen, die den aktuellen Notstand verdeutlichen. Das obere Foto zeigt beispielsweise die Flussseite vom Dach der Klinik aus fotografiert. Dort riss die Flutwelle eine massive und normalerweise autobefahrbare Betonbrücke komplett weg.

 

„Die Dimension der Zerstörung ist anhand von Bildern kaum wiederzugeben. Es ist schmerzlich, die eigene Heimat in diesem Zustand zu sehen. Idyllische Orte an der Ahr, die im Hochsommer normalerweise nur ca. 25 Zentimeter Wasser führt, finden Sie nun vollkommen vernichtet vor“, schildert Roland Monreal, Technischer Leiter der Knappschaft-Klinik, seine persönlichen Eindrücke.

 

Inzwischen fahren im Landkreis wieder PKWs von Ort zu Ort. Auch Strom und Wasser ist in den meisten Gebieten vorhanden. Infrastrukturen müssen jedoch langwierig wieder aufgebaut werden. In der Region wurden 62 Brücken zerstört und 13 beschädigt, so dass einzelne Gebiete - auch für Hilfe – zunächst vollkommen abgeschnitten waren. „Die Hilfsbereitschaft von privaten Personen ist riesig. Menschen aus ganz Deutschland verbrachten hier mit Schaufel und Eimer ihren Sommerurlaub, um zu helfen. Dazu fehlen mir die Worte“, drückt Herr Monreal seine Dankbarkeit aus. Noch viel gravierender ist der menschliche Verlust. Infolge der Überschwemmungen starben im 30.000 Einwohner zählenden Bad Neuenahr-Ahrweiler 73 Personen.

 

Weitere KLIK green Einrichtungen erlitten durch die Flutkatastrophe schwere Schäden. „Ich durchlebe diese Nacht von dem Zeitpunkt, wo wir am Spätnachmittag an der Dhünn standen und spekulierten, ob hier etwas passieren kann oder nicht, bis hin zum Zeitpunkt spät in der Nacht bzw. am frühen Morgen der Evakuierung“, erinnert sich der Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann vom Klinikum Leverkusen, seit Oktober 2019 bei KLIK green, in einem Zeitungsbericht. Das gesamte Gelände des Klinikums verläuft entlang des Flusses Dhünn, dessen Wasser Mitte Juli mehr als 4.500 Quadratmeter des Untergeschosses überflutete. Nach intensiven Aufräumarbeiten, laufen die Reparaturarbeiten an der Stromversorgung, den Versorgungsanlagen und der IT, während bereits wieder Patient*innen behandelt und operiert werden.

 

Viele fragen sich: Hätte diese Katastrophe verhindert werden können? Fakt ist, dass der Klimawandel das Auftreten von Wetterextremen wie Starkregen erhöht und die Überschwemmungen in Südwestdeutschland in direktem Zusammenhang mit der globalen Erwärmung stehen. Mit derart extremen Auswirkungen, wie sie kürzlich Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen heimsuchten, hat sicherlich trotzdem kaum jemand gerechnet. Umso mehr sind die Überflutungen ein Weckruf: Konkrete Maßnahmen sowie mehr Geschwindigkeit im Klimaschutz und in der Klimaanpassung sind unbedingt notwendig. Sie retten letztlich nicht den Planeten - der auch ohne Menschen „klarkommt“ - sondern uns selbst.

 


Die massiven Überschwemmungen haben uns erschüttert und tief berührt. Das Projektteam spricht allen Betroffenen sein aufrichtiges Mitgefühl aus und wünscht viel Kraft für die nächste Zeit.

 

Presseberichte über betroffene (KLIK green) – Kliniken und was passiert, wenn Wasser und Strom in der medizinischen Versorgung plötzlich ausfallen:

 

 

Hintergrund

 

Als Folge der globalen Erwärmung verdunstet viel mehr Ozeanwasser. Dadurch befindet sich auch mehr Wasserdampf - als sogenannte versteckte Energie - in der Luft. Bei entsprechender Wetterlage führt das mitunter zu stärkerem Regenfall. Gerade das Mittelmeer erwärmt sich überdurchschnittlich stark und über dem Mittelmeer bilden sich Tiefdruckgebiete, die in nordöstliche Richtung nach Europa ziehen. Dort sorgen sie zum Teil für heftige Niederschläge. Welche Folgen das nach sich ziehen kann, zeigte die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Zukünftig ist bei sich immer stärker erwärmenden Ozeanen mit häufiger auftretenden Starkregenereignissen zu rechnen.

 

Weitere Informationen: Mehr Starkregen durch Mittelmeererwärmung (Wissenschaftsjahr)